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Was meine Kinder mit meiner Persönlichkeitsentwicklung zu tun haben - Erste Begegnung mit der EEH

Aktualisiert: 6. Juli 2023

Wer hätte gedacht, dass ich einmal eine 180° Wende einlegen würde, als ich vor ein bisschen mehr als 7 Jahren zum ersten Mal Mutter wurde?⁠

 

Damit fing alles an:⁠ In den ersten Wochen und Monaten veränderte sich alles! Natürlich! Ich hatte ja 24/7 ein kleines Menschlein, um das ich mich kümmern musste.⁠ Das wurde mir tatsächlich erst klar, als das kleine Wesen in der Wiege neben meinem Krankenhausbett lag. ⁠ Das traf mich wie ein Schlag! Das hatte ich irgendwie noch nie bedacht. Mit dieser Erkenntnis ging es mir plötzlich nicht mehr so gut. Und überhaupt, war alles anders, als zuvor ausgedacht.⁠ So richtig vorbereitet war ich also nicht. Weder auf schmerzende Brüste, noch auf das Schwachsein und auf Hilfe angewiesen zu sein, noch auf die Gefühle und vor allem darauf, meinen Körper nicht mehr zu kennen, ihn teilen zu müssen und nicht mehr alles zu jeder Zeit machen zu können, wie ICH es wollte.⁠ Puh! Relativ schnell fand ich mich mit Gefühlen wieder, die meine Mutterschaft und die Entscheidung dafür, extrem in Frage stellten. ⁠ Ich war heillos überfordert. Mit allem.⁠ Mein Baby wurde zunehmend unruhiger. Schlief nie mehr als 20-30 Minuten am Tage, war nervös, wollte viel getragen werden. Er ließ sich von allem ablenken, weshalb ich ihm ein Tuch über die Augen legte, wenn er schlafen sollte. Ich trug ihn stundenlang den Flur rauf und runter oder schob ewig seinen Stubenwagen hin und her.⁠ Nach 3-4 Monaten war ich am Ende meiner Kräfte, körperlich und psychisch. Immer mehr kamen Gefühle gegen mein Kind auf. Das Band zwischen uns wurde immer brüchiger. ⁠ Dankbar war ich in dieser Zeit für meinen Mann, der ihn trug, wenn ich es nicht mehr konnte. Teilweise kam er von der Arbeit nach Hause, um ihn in den Schlaf zu begleiten, und fuhr dann zurück zur Arbeit. Er war für ihn und mich in der Zeit ein Leuchtturm, und ist es bis heute.⁠ Das das alles aber was mit mir zu tun haben könnte, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar.⁠

 

... der x-te Rückbildungskurstag und ich konnte mal wieder nichts mitmachen. Zu müde, zu nervös, zu irgendwas war das Baby, dass es mir unmöglich machte ihn abzulegen, oder zum Schlafen zu bringen.⁠ Selbst in der Bauchtrage, fand er nicht in den Schlaf. Er schrie. Um niemanden zu stören ging ich raus. Völlig am Ende, wieder am hin und her laufen, legte mir jemand plötzlich eine Hand auf die Schulter. Sprach völlig unaufgeregt mit mir, sah meine Not und beruhigte mich. Und dann... War das Baby plötzlich eingeschlafen.⁠ Völlig perplex darüber, was da gerade gesschehen war, wusste ich: davon brauche ich, wir, noch mehr. ⁠ Das war meine erste Begegnung mit der EEH = Emotionelle Erste Hilfe.⁠ Schnell machte ich einen Termin. ⁠

Schon in der 1. Stunde war mir klar, dass hier ist anders als alles, was ich zuvor kannte. ⁠ Zunächst einmal stand das Baby und seine Regulation im Vordergrund. Recht schnell wurde mir aber behutsam bewusst gemacht, dass keine Regulationstechnik der Welt greift, wenn ICH nicht reguliert bin.⁠ Uff! Das hat gesessen! Mein Baby ist so drauf, weil ich nicht reguliert bin?⁠ Nach und nach wurde ich also in Begleitung angewiesen, was es heißt in die Selbstanbindung zu gehen. Ich lernte, auf meinen Atem zu fokussieren. In den Bauch zu atmen, meine Füße zu spüren. Ich lernte, wieso es so wichtig ist, dass das Baby erzählen darf, also sein Weinen ein Ausdruck ist, um mit seinem Erlebten fertig zu werden. ⁠ Mit der Technik und der Hilfe der EEH, begleitete ich dann erstmals mein Baby beim Erzählen. ⁠ Ohne Ablenkung. Ohne Rumlaufen. Ohne hin und her wippen. Ohne Schnuller.⁠ Ich hielt ihn im Arm und er durfte seinen Erlebnissen, Ausdruck verleihen. ⁠ Sein Weinen machte was mit mir. ⁠ Wo ich doch zuvor einen Grund hatte, ihn mit allem davon abzulenken. Tat ich es doch aus dem Bestreben heraus, ihn eben nicht weinen zu lassen, da ich dachte er erleidet einen Schaden, wenn ich sein Weinen nicht tröste. Dieser vermeintliche Trost richtete mehr Schaden an, als er half. ⁠

 

... und so hielt ich ihn im Arm, während er schrie. Die Hand der Therapeutin auf meiner Schulter, die mich ans Atmen erinnerte. ⁠ Immer mehr merkte ich, dass das Weinen was mit mir machte, wie ich selbst in die Unruhe kam. ⁠ Der kleine Körper in meinen Armen bäumte sich auf, schwitzte, wehrte sich. Spätestens hier, hätte ich gerne wieder meine Beruhigungstaktik mit Schnuller und Rumtragen angewandt. Ich hielt es aber weiter aus. ⁠ Es kostete mich ALLES!⁠ Irgendwann veränderte sich das Weinen. Es wurde irgendwie trauriger. Plötzlich durften alte Erinnerungen gehen. Wir konnten nur mutmaßen. War es das Geburtserleben? Die Enge im Geburtskanal, der Druck auf dem Kopf? Der Schreck, als plötzlich alles laut, hell und kalt war? Egal was. Jetzt durfte es erzählt werden. ⁠ Das Baby hatte nun den Raum dafür. Und ich hielt ihn. Buchstäblich.⁠ Als alles erzählt war, sackte dieser kleine Körper in sich zusammen. Eine tiefe Entspannung legte sich über ihn. Er fand Trost in meinem Arm und schlief ein. Ohne Schnuller, ohne Rumtragen.⁠ Viele Male saßen wir nun so da, auch alleine zu Hause.⁠ Und irgendwann, als ich mit ihm und seiner Traurigkeit mitweinte, da geschah es, das was ich dachte, verloren zu haben, machte sich in meiner Brust breit. Wurde weit und groß: Die unendliche Liebe für mein Kind. ⁠ Er spürte es auch. Er sah mich an und gab sich mir vollends hin. ⁠ Das war der Moment. Wo unser Band wieder stärker wurde. Wo ich endgültig mit allem, was ich zu geben hatte in der Mutterschaft ankam. Der Moment der alles veränderte! Als ich entschied, alles für diesen Menschen zu tun. Für ihn jede Hürde auf mich zu nehmen. ⁠ Ich danke mir Selbst, dass ich den Mut und die Weitsicht hatte, mir Hilfe zu holen. Tu du das bitte auch, wenn du nicht weiter weißt!⁠ Heute weiß ich, ich kann einen Raum halten. Für mich, für ihn, für dich!⁠ Wir können mehr, als wir denken.


Es lohnt sich immer, für die Liebe zu kämpfen. 💞⁠

Frau hält Neugeborenes auf dem Arm
Mutter und Kind


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